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Spione (1927)
D, 1927
Regie: Fritz Lang Drehbuch: Fritz Lang, Thea von Harbou Kamera: Fritz Arno Wagner Produzent: Universum-Film AG Darsteller: Rudolf Klein-Rogge Gerda Maurus Willy Fritsch Paul Hörbiger Fritz Rasp Länge: 175’ Format: Normalbild, Schwarzweiß
„Seltsame Dinge geschahen in aller Welt": Ein Beginn, in dem ganz wie im ersten Akt von DR. MABUSE, DER SPIELER global agiert wird. Die Moderne suspendiert den Raum durch Technik, sagen die Soziologen, und Lang ist einer der Kronzeugen für diese Auffassung. Die Welt ist erschrocken über das Ausmaß des Verbrechens, das alle Radiostationen mit konzentrischen Ätherwellen durchgeben, die wie der Herzschlag der Gesellschaft wirken: Sensationen! Wer mag hinter diesen Dingen stecken? „Ich", schreit ein Zwischentitel, und dann sieht man einen Mann in frontaler Großaufnahme. Noch bleibt er ein Fremder, noch bleibt SPIONE auf der Seite der Verbrechensbekämpfung, zeigt den Alltag des Geheimdienstes. Dann jedoch: „Der Gegner". Es erweist sich, dass dies ein Krieg der Schreibtischtäter ist.
Der Verbrecher, der lange Zeit namenlos bleibt, dann einmal mit Initialen genannt wird und sich erst gegen Ende als Inhaber des Bankhauses Haghi erweist (dann jedoch noch eine Identität im Talon hat, auch darin ist er dem Doktor Mabuse nicht nur verwandt, sondern nahezu eine seiner Inkarnationen), sitzt im Rollstuhl hinter einem Kommandotisch mit vielen Konsolen und Telefonen. Vor ihm ist eine Uhr, und auf einer Vorrichtung an der Wand bekommt er wie von einer Untergrundnachrichtenagentur laufend Bericht über die feindlichen Aktivitäten.
Sein Gegner beim Geheimdienst hat als Mitarbeiter vorwiegend Männer mit einer Nummer. Ihre Aktivitäten führen sie in den Osten, und auch hier spielt der Inhalt der Kommunikation eine wichtige Rolle beim Spannungsaufbau: Die Depeschen und Briefe sind immer wieder bildfüllend zu sehen. Es geht also um Organisationen und um weltweite Zusammenhänge: Ein Geheimvertrag muss unter allen Umständen nach Tokio, andernfalls ein Krieg im Osten schlechterdings unvermeidlich wäre. Die drei japanischen Kuriere erscheinen später dem Spionage-Chef Masimoto in einer Vision, die an Otto Dix-Bilder denken lässt.
Die zeitgenössische Politik ist vage präsent, Thea von Harbou hat Anspielungen auf die Ermordung Rathenaus eingefügt und eine ziemlich ausführliche Episode über den Obersten Redl (hier: Jellusitz), die ein relatives Eigenleben führt. Die letzte Stunde mit dem Zugunglück, der Rettungsaktion, der Sprengung der Bank und dem Epilog auf dem Theater sind ein Lang-Sensationsfilm auf höchstem Niveau. In der Darbietung von Haghi am Klavier, als er die Noten wegschießt und dann sich selbst das Leben, haben wir den wahnsinnigen Weltmann wieder einmal vor uns, und wenn dies auch ein Stummfilm ist, so ist doch nicht zu hören, wie der Ruf dieses Mannes kakophon wird: „ICH".
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