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Die Nibelungen Teil 1 (1922/24)
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Regie: Fritz Lang Drehbuch: Thea von Harbou Kamera: Carl Hoffmann, Günther Rittau, Walter Ruttmann Ausstattung: Otto Hunte, Erich Kettelhut, Karl Vollbrecht Produzent: Decla-Bioscope AG Darsteller: Gertrud Arnold Margarethe Schön Hanna Ralph Paul Richter Theodor Loos Länge: 141’ Format: Normalbild, Schwarzweiß



D, 1922/24
„Dem deutschen Volke zu eigen" ist diese Produktion der Decla-Bioscop. Die verfilmte Sage von den Nibelungen soll einen Nationalmythos für die Gegenwart erschließen. Lang glaubt, im jungen Medium (er selbst ist noch ganz hingerissen von den technischen Möglichkeiten des Kinos) käme der alte Stoff erst so richtig zu sich: als Abenteuergeschichte in großem Stil, die weit in die Geschichte zurückgreift und Regionen des Archetypischen erschließt - ein Märchen eben, das auf ein Massenmedium gewartet hat, um sich in eine unendliche Geschichte verwandeln zu lassen. Der erste Gesang geht auch noch in diese Richtung. Siegfrieds Auszug in die Welt und seine Tötung des Drachens zeigen ein Reich des Fantastischen, aber schon das erste Bild vom Hof in Worms macht deutlich, dass es nur im deutschen Wald noch halbwegs kreatürlich zugeht. Aus der Festung der Burgunder ist alles Leben bereits entwichen, und Lang schaut dem Tod bei der Arbeit zu. Tom Gunning sieht darin die klassische Definition der Allegorie verwirklicht: Das Leben wird durchsichtig auf den Tod, an markanter Stelle im Film verwandelt sich auch tatsächlich ein blühender Baum in einen Totenkopf aus Flammen. „Im Untergrund dieser Beschwörung einer ursprünglichen, mythischen Welt", schreibt Gunning, „rumort ein Bedürfnis nach Systematik, nach dem Schematischen und Abstrakten." Für Gunning beruht die ganze Ästhetik der NIBELUNGEN auf ihrem Verhältnis zum Mythos, den Lang vorgeblich wieder beleben will, während er praktisch vorführt, dass es keine andere Verbindung in die alte Welt gibt als eine des Ästhetizismus. Kracauer hat ihm dies grimmig vorgeworfen: „So triumphiert das Ornamentale über das Menschliche auf der ganzen Linie. Absolute Autorität behauptet sich dadurch, dass sie die ihr unterworfenen Menschen zu gefälligen Mustern anordnet. Dies ist der Fall beim Nazi-Regime, das seine starken ornamentalen Neigungen durch Massenaufgebote zum Ausdruck brachte. Wann immer Hitler sich an das Volk wandte, glitt sein Blick weniger über Hunderttausende von Hörern hinweg als über ein Riesenornament, das aus hunderttausend Einzelteilen bestand. Am TRIUMPH DES WILLENS, dem offiziellen Nazifilm des Nürnberger Parteitages von 1934, lässt sich nachweisen, dass die Architekten der Veranstaltung zur Anordnung ihrer Massenornamente Anregung schöpften aus den NIBELUNGEN.
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