stummfilm.at

Stummfilmarchiv

  http://www.stummfilm-silentmovie.de

 die-spinne-teil2




Die Spinnen Teil 2 - Das Brillantenschiff (1919)




D, 1919 Regie: Fritz Lang Drehbuch: Fritz Lang Kamera: Karl Freund Ausstattung: Hermann Warm, Otto Hunte, Karl Ludwig Krimse, Heinrich Umlauff Produzent: Decla Darsteller: Carl de Vogt Ressel Orla Georg John Rudolf Lettinger Thea Zander Länge: 129’ Format: Normalbild, Schwarzweiß
Der Bankraub ist Langs erste wirklich meisterliche Einstellung. Er filmt von oben ein Geschoß, das in zahlreiche Bürowaben unterteilt ist. Darüber öffnet sich ein freier Raum bis unter die Decke, der allein dem Blick vorbehalten ist. Ein Nachtwächter versieht seinen Dienst, die Einbrecher bewegen sich in diesem Labyrinth so, dass er sie nie zu Gesicht bekommt. Tom Gunning hat in seinem Buch über die Allegories of Vision and Modernity bei Lang gezeigt, dass Lang für diese Szene vermutlich ein Vorbild in einem Film von Maurice Tourneur hatte (ALIAS JIMMY VALENTINE, 1915), dass er die Überblicksperspektive aber entscheidend reduziert hat: Es ist jetzt nicht mehr die souveräne Überwachung eines verbrecherischen Geschehens zu sehen, sondern der unverwandte Blick auf ein verstohlenes Hin und Her, dessen Sinn sich erst mit der Zeit erschließt. Für Gunning ist der zweite Teil des SPINNEN-Films ein entscheidender Fortschritt des Regisseurs Lang: Hier geht es nicht mehr allein um ein Abenteuer in exotischer Umgebung, dessen Protagonisten aus einem im Grunde sportlichen Prinzip vorgehen, hier geht es bereits um die Fundamente der modernen Gesellschaft. Es gibt erste Elemente dessen, was sich später zu der Vision von METROPOLIS entwickeln sollte: Die Vorstellung einer Unterwelt, nicht wie im ersten Teil unterhalb eines fernen Reichs, sondern unter der modernen Stadt selbst. Zwar bedarf es auch hier noch eines eigenen ethnischen Raums der Vermittlung, denn der Zugang zur Unterwelt findet sich in Chinatown, aber die Durchdringung der Welten ist bereits entscheidend fortgeschritten. In der Lobby eines mondänen Hotels treffen die Protagonisten aufeinander, ohne ihre Anonymität aufgeben zu müssen. Die Organisation der Spinnen bekommt konkrete Züge, sie wird mit dem Bild einer Maschine gefasst, und das „Stahlhaus" funktioniert wie eine Überwachungszentrale, in der sich die Befehlsgewalt immer noch eine Hintertür offen halten kann. Kay Hoog hingegen verfügt über eine ganz auf seine Bedürfnisse hin entworfene, mobile Überlebenszelle. Die Razzia auf das Stahlhaus krönt er durch einen Zugriff aus der Luft, sie bringt aber trotzdem nicht den gewünschten Erfolg, und es liegt neuerlich an einer Bewegung des Abstiegs, das Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Weltreise mit dem Schiff, die bis auf die Falkland-Inseln führt, ist letztlich eine ferngesteuerte. Eine Hotel-Lobby in London ist die Szene der Entscheidung: Dazu müssen Vertreter aller möglichen Organisationen auf den Plan. Die Spinnen enden mit einer ersten Idee von Globalisierung.
http://filmmusik.at/ http://filmmusik.at/English/Gerhard-Gruber-Silentfilm-English.html http://filmmusik.at/Stummfilmpianist/Gerhard-Gruber-Stummfilmpianist.html