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Das Kind des Teufels (1919)

 

DAS KIND DES TEUFELS [Fragment] A 1919 REGIE und BUCH: Erich Kober KAMERA: Adolf Schlesinger PRODUKTION: Fiat-Film, Wien DARSTELLER: Robert Valberg, Karl Goetz, Grete Russ, Eugenie Werner, Erik Friesen, Erich Kober FORMAT: 35 mm, stumm, Viragen LAUFZEIT: 65 Minuten (18 B./Sek.)
 
1918/1919 im Kino: die Welt ist seltsam aus den Fugen. Einmal wird moralisches Handeln bestraft, das andere Mal soll das Phantasma einer wissenschaftlich begründeten Weltherrschaft weniger Schrecken denn Beruhigung auslösen. Die Familien sind zerrissen. Emotionale Bindungen fallen in den Bereich der Geschäftsbeziehungen und sind einmal Gefühle im Spiel, dann tragen sie die Maske der Berechnung oder eines triebverzehrten Begehrens. Eines ist gewiss: an sich zuerst zu denken, zahlt sich aus und zuviel Respekt vor den Toten mindert die Lebenschancen beträchtlich. Für die Gegenwart lautet die schlichte und perfide Losung: »wer nicht leben kann, muss sterben«.
SO FALLEN DIE LOSE DES LEBENS spricht schon im Titel von Unausweichlichkeit. Eine junge Frau aus grauen Vorstadtverhältnissen nimmt das Vermächtnis ihrer verstorbenen Mutter Ernst. Sie schützt ihre jüngere Schwester und stellt ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Doch ihr Lebensweg, gewendet als Schicksal, gibt keine moralischen Kredite, vielmehr Lektionen in Enttäuschung und Bitterkeit. Am Ende müssen alle lernen zu verlieren.
»DAS KIND DES TEUFELS ist ein Fragment […]. Überliefert sind lediglich die letzten vier Akte dieses auch insgesamt rätselhaften österreichischen Stummfilms über die pathologische Gier nach Liebe, Ruhm und Geld. Marfa, eine in mehrerlei Hinsicht als ›Fremde‹ denotierte Zirkuskünstlerin, bringt den Männern, die ihr verfallen, materiellen Wohlstand und seelische Zerrüttung. Der Dressurreiter Reynauld wird zum Entführer, der verkrüppelte Milliardär Quist betet gleich einem Götzen Marfas Bild an und drängt mit dem Messer in das Bett der Frau, die sich ihm körperlich verweigert. In seiner (nicht nur der verstümmelten Überlieferung geschuldeten) Wirrheit ist DAS KIND DES TEUFELS ein Kind der Jahre unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkrieges – auf Umwegen artikulierte Angst- und Lustphantasien von ›heidnischen‹ Frauenwesen aus dem Osten, seelischer Verderbung durch Geldspekulationen und unheimlicher (Kriegs-) Technologie färben ganz buchstäblich die Leinwand flammend rot.« (Michael Loebenstein)


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