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Ost und West (1923)


Sidney M. Goldin Buch Eugen Preiss, Sidney M. Goldin Darsteller Molly Picon (Molly), Sidney M. Goldin (Mollys Vater), Jakob Kalich (Ruben), Eugen Neufeld (Rubens Onkel), Emmy Flemmich (Rubens Tante), Simon Nathan (Motti Brauner), Ida Astori (Frau Brauner), Nelly Spodek (Selda Brauner), Laura Glücksmann (Großmutter), Salomon Zucker (Schabse), Paula Dreiblatt (Köchin), Eugen Preiss (Menasche). Produktion Listo-Film / Picon-Film, Wien Format 35mm, Schwarzweiß, stumm Länge ca. 87 Minuten (2.380 m, 6 Akte)
 


Regie
In dem polnischen Städtchen Tarnopol werden Vorbereitungen zu einer Hochzeit getroffen. Der Holzhändler Motti Brauner verheiratet seine Tochter Selda. Zu diesem Fest ist Mottis Bruder aus Amerika, Robert Brown, mit seiner Tochter Molly gekommen. Die ungewohnte Umgebung und die seltsamen Bräuche, die Molly hier sieht, veranlassen sie zu Streichen, deren einer Folgenhat. Am Vorabend von Seldas Trauung organisiert Molly eine Ulkhochzeit. Sie spielt die Braut und engagiert den jungen Talmudgelehrten Ruben als Bräutigam. Es stellt sich heraus, dass die Trauungsformel, vor zwei Zeugen vollzogen, gesetzliche Gültigkeit hat und Molly so Rubens Gattin geworden ist. Der Ortsrabbiner versucht zu vermitteln und Ruben zu einer Scheidung zu bewegen. Ruben erbittet sich eine Frist von fünf Jahren und begibt sich zu seinem Onkel nach Wien, um seine chassidische Vergangenheit abzustreifen und sich auf sein neues Leben vorzubereiten...
Zum Unterschied des ein Jahr später entstandenen YISKOR stellt OST UND WEST eine vor Lebenslust sprühende, witzige Komödie dar, die jüdisches Leben im galizischen Polen auf amüsante Weise beschreibt und mit Hilfe der Idee einer Juxheirat, die Realität wird, einen dramaturgischen Spannungsbogen im Sinne bester Kinounterhaltung aufbaut. Die Weigerung des "Bräutigams", in die Scheidung einzuwilligen liegt darin begründet, dass die als Spass gedachte Damenwahl auf einen in die Wählerin Verliebten gefallen ist. Die realitätsgetreu dargestellten Sitten aus dem ostjüdischen Kleinstadtmilieu erweisen sich als immanente Muster des Schtetl-Filmgenres, das auch Beispiele in Polen und Russland hervorbrachte. Sidney Goldin (1880 - 1937) stammte aus Odessa und war einer der ersten unabhängigen Filmregisseure der USA. 1921 kam er nach Wien und inszenierte bis 1924 vier Filme ehe er in die USA zurück kehrte. OST UND WEST war in ganz Europa ein Publikumserfolg. Goldin erhoffte sich diesen Erfolg auch in den USA.
Mit bekanntermaßen talentierten Darstellern wie Picon und Schwartz würden die Filme sicherlich auch in Amerika finanziell erfolgreich sein; sie waren es. Es entstand schließlich das Bewusstsein, dass nicht von der Bühne abgefilmtes jüdisches Kino marktfähig war. (Eric A. Goldman, A World History of the Yiddish Cinema, New York 1979, in: Jüdische Lebenswelten im Film, Berlin 1992, o.S.)
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