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 opferdeshasses



Opfer des Hasses (1923)


Hans Marschall Buch Rafael Barisch Kamera Gustav Kovacs Bauten Stefan Wesselly Darsteller (Rollen) E.W. Emo (Iwan), Julius Szöreghy (Goldschmidt), Midy Astori (Frau Goldschmidt), R. Majeritsch (Rachel), L. Mandl (Lea), Fred Louis Lerch (Leas Bräutigam), G. Grohmann (Jakob), Resi Hammer (Jakobs Frau), S. Hammer (Sascha), S. Schrötter (Herr vom Komitee). Produktion Jüdisches Hilfswerk, Wien Format 35mm, s/w, stumm, deutsche Zwischentitel Länge ca. 45 Minuten (1.150 m, 4 Akte)

Erstaufführung der restaurierten Fassung mit Klavierbegleitung

Gerhard Gruber 

 


Regie
Nachdem Familienmitglieder des von der Revolution enteigneten jüdischen Fabrikanten Goldschmidt einem Pogrom zum Opfer gefallen sind, emigriert er mit zwei geretteten Enkelkindern nach Wien. Das jüdische Hilfswerk bringt die Emigranten im Waisenhaus in Baden unter, wo Goldschmidt einem Besucher seine Geschichte erzählt. Am 24. des Monats fand im Rotenturm-Kino die Pressevorführung des Propagandafilms OPFER DES HASSES statt, der in Vertretung des Ministeriums für soziale Verwaltung Sektionsrat Dr. Wenzel beiwohnte. Der Film schildert in anschaulichen Bildern die Leiden eines von der Heimatscholle vertriebenen, seiner Familie beraubten jüdischen Fabrikanten aus Russland, der nach einer qualvollen Flucht in Wien ein gastliches Heim findet. Bilder aus den Waisenhäusern in Baden und anderen humanitären Anstalten führen das segenreiche Wirken dieser Institute vor Augen. Der Eindruck des wirkungsvollen Films wurde durch die glänzenden Leistungen des Hauptdarstellers Szöreghy und des Leipziger Opernsängers Max Kriener, der ostjüdische Lieder mit tiefem Empfinden vortrug, wesentlich gehoben. (Das Kino-Journal, 28. Juli 1923, Nr. 678)
Der Film ist eine Mischform, in der die Spielszenen in einen dokumentarischen Rahmen gestellt sind. Die als Rückblende erzählte Geschichte des Fabrikanten fungiert hier als Anlassfall, um die Errungenschaften aller vom Sozialministerium geförderten Institutionen zu zeigen. Der tendenziöse Inhalt des Anlassfalls lastet den russischen Arbeitern und Rotarmisten die Schuld an Pogromen an, die es in Russland immer wieder gegeben hat. Allerdings trat die Revolution 1917, in deren Führungsgremien viele jüdische Intellektuelle vertreten waren, als Schutzmacht gegen antisemitische Übergriffe auf. Das änderte sich erst mit der Machtübernahme Stalins, für dessen nationalistische Politik der alte Antisemitismus wieder brauchbar wurde. Den Anlassfall konnte man 1923 in Wien auch als Warnung vor dem "bolschewistischen Vorbild" an die heimische Arbeiterbewegung verstehen. Interessant aus heutiger Sicht ist die Demonstration der verdienstvollen Tätigkeit des Jüdischen Hilfswerks beim Aufbau einer sozialen Infrastruktur für Flüchtlinge. Der Film bietet authentische Bilder von Baden und gibt Einblick ins Leben der vorgestellten Institutionen.
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