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 prg_07


MUTTERLIEBE D 1909
PRODUKTION: Duskes Kinematographen- und Film-Fabriken GmbH, Berlin KAMERA: Charles Paulus DARSTELLER: Heinerle vom Berliner Theater des Westens (= Curt Bois) LÄNGE: 156 Meter FORMAT: 35 mm, s/w
MUTTERLIEBE ist um den Kinderstar "Heinerle" herumgebaut. Heinerle, im Film Fritzchen genannt, benimmt sich noch ganz so wie auf der Bühne, wendet sich z. B. aus der Szene heraus der Kamera zu, als sitze dort das Publikum, dem er ›beiseite‹ etwas mitzuteilen hat. Er ist der einzige im ›Ensemble‹, der durch ein frisches Spiel wirkt. Die Hauptattraktion des Films ist sein Auftritt in einem Ziegenwägelchen. Wie ein junger Herr gekleidet, mit einer Prinz Heinrich-Mütze, fährt er in einer Miniaturkutsche, von einem Ziegenbock gezogen, vor. Er hält, steigt aus, winkt dem Diener, übergibt ihm die Zügel, damit er das Gespann abführt. Das wirkt komisch-rührend in der Mischung von Parodie und Traum des ›Herr‹-Seins. Die Szene, für sich genommen, lässt offen, ob das Publikum, mehr durch die ›herrliche‹ Phantasie gefangen genommen, in die eigene Kindheit zurückgleitet oder, mehr von den knabenhaften Reizen angezogen, liebevoll und überlegen zugleich lächelt. (Heide Schlüpmann)


HEIMGEFUNDEN: VON STUFE ZU STUFE. DIE LEBENSBEICHTE EINER PROBIERMAMSELL D ca. 1910
PRODUKTIONSORT: Berlin LÄNGE: 271 Meter FORMAT: 35 mm, s/w
Der Situation der ausgehaltenen Geliebten ist die ausgearbeitetste Szene des ganzen Films gewidmet, die sowohl das ›Milieu‹ charakterisiert als auch den Einblick in die subjektive Perspektive einer solchen Frau zur Attraktion eigener Art gestaltet. Elsie sitzt im Déshabillé am Toilettentisch, in dessen Spiegel sie ihren neuen Status genießen kann. Sie blickt in einen kleinen Handspiegel, aber statt dass er zur allseitigen Betrachtung ihres Äußeren gereichte, erblickt sie in ihm Figuren ihres Inneren. Trickreich erscheinen im ovalen Spiegelrahmen nacheinander, winzig klein wie Puppen, eine jammernd die Hände ringende Mutter, ein schimpfender Vater. Die Kamera fesselt uns ausschließlich mit diesem kleinen Kunststück, sie zeigt uns das Gewissen als visuelle Attraktion und nicht im gestisch mimischen Ausdruck eines aufgewühlten Inneren. Der Trickeinfall ist ein Beispiel dafür, wie strikt der Film die Erzählung auf das Nummernprinzip gründet, statt sie der Dramenform zu unterwerfen. (Heide Schlüpmann)


AUF EINSAMER INSEL D 1913
REGIE: Joseph Delmont DARSTELLER: Mia Cordes, Fred Sauer, Joseph Delmont, Anderli Horn PRODUKTION: Eiko-Film GmbH, Berlin LÄNGE: 628 Meter FORMAT: 35 mm, viragiert
Außerordentliche Schönheit entfaltet der Film in der freien Arbeit der Kamera, wie für sie geschaffen ist der Schauplatz, ihr zuliebe scheint auch jeder Moment der Geschichte inszeniert. Die Aufnahmen wurden auf Marken gedreht und dokumentieren in vielen Teilen das Leben im Fischerdorf, die Ausfahrt der Boote, das Heuernten am Deich, die Geselligkeit in der holländischen Stube, Hochzeitsbräuche. Erzählt wird die Geschichte vom armen Pieter Boes und Sutje de Jong, der Tochter eines reichen Fischers. Sie lieben sich, doch der Vater unterstützt die Heiratsabsichten des reichen Dirk de Vaat. Um sein Ziel zu erreichen, versucht Dirk sich auf hoher See Pieter zu entledigen, indem er den Schlafenden ohne Segel auf dem Boot zurücklässt. Er heiratet Sutje, doch nach ein paar Jahren kommt Pieter zurück … Im Zustand der Trunkenheit setzt Dirk eines Tages sein Schiff in Brand und stirbt an den Folgen des Unglücks. Nun sitzt am Ende der arme Pieter doch in Sutjes Elternhaus am Tisch, und die Liebenden fassen sich an den Händen. (Heide Schlüpmann)

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Musikalische Begleitung: Gerhard Gruber