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 vagabund  



Regie: Fritz Weiß Fachberatung: Georg Gog Buch: Siegfried Walter Fischer, Siegfried Bernfeld Kamera: Josef Ambor Bauten: Emil Stepanek, Maurischat Darsteller: Walter Edhofer (Junger Vagabund), Otto Hartmann (Provisor), Felix Sterk (Vater), Paula Pfluger (Tochter), Clementine Plessner (Herbergsmutter), Walter Spakova, Vagabundenbruderschaft, Hans Rudolf Berndorff (Redakteur der »Vossischen Zeitung«), Gregor Gog (Leiter der Deutschen Vagabunden), Hans Tombrock (Maler-Vagabund), Hans Bönnighausen (Maler-Vagabund), Helmut Klose (Dichter-Vagabund), Rudolf Geist (Dichter-Vagabund), namenlose Vagabunden, Tippelschicksen, Bürger, Bürgerfrauen, Polente Drehort: Atelier Listo, Wien; Wien; Niederösterreich (Semmering) Produktion: Arbeitsgemeinschaft »Neuer Film«
Aufnahmeleiter: J. A. Vesely Pressevorführung: 11. Dezember 1929, Wien (Haydn-Kino) FORMAT: 35 mm, stumm, niederländische Zwischentitel, s/w LAUFZEIT: 49 Minuten



 VAGABUND A 1929
 
 
Kultur beginnt mit dem »Besitz einer mehrräumigen Wohnung«, heißt es 1929 in der linken Monatszeitschrift Volksbildung. Doch nicht alle können Ende der zwanziger Jahre dieser Vorgabe folgen; eine Wohnung, noch dazu eine mehrräumige, bleibt für sie Utopie. Sie werden arbeitslos, delogiert, aus der Gemeinschaft der Besitzenden und kulturell Anerkannten ausgeschlossen. Manche machen aus dieser Randexistenz allerdings eine eigene Lebensphilosophie, die anarchische Kräfte freisetzt.
Sie erteilen bürgerlich imprägnierten Wünschen eine deutliche Absage. Das Leben ohne Wohnung bedeutet für sie kein Entzug, vielmehr ein Zugewinn an Freiheit, ein Abstreifen von gesellschaftlichen Fesseln. Andere erleben den Verlust ihrer Wohnung als Schock. Innehalten können sie jedoch nicht. Die gewandelten Umstände verlangen nach angepassten Handlungsstrategien. Nun sind Erfindungsreichtum und Improvisationstalent gefragt. Mit Schlagfertigkeit, sozialer Unerschrockenheit und Witz steuern sie auf ein neues bürgerliches Glück zu. VAGABUND nimmt sich der Alltagsfacetten von Menschen an, die sich für ein Leben auf der Straße entschieden haben. Der Film beginnt im Gestus einer neusachlichen Reportage. Ein toter Obdachloser ist einem Journalisten Anlass zur Recherche. Die Dokumente, die er zusammenträgt, lassen, wie sein Chef meint, den Human Touch vermissen. Der Journalist individualisiert sein Thema. Er lässt sich die ›persönlichen Erlebnisse‹ eines jungen Österreichers, der in einer Runde von Vagabunden sitzt, erzählen. Er hört zu, zeichnet auf, sucht Ausgewogenheit. Seine Artikel werden ein Erfolg. (Elisabeth Büttner)



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