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Historische Werbefilme

 

– SZENENBILDER AUS DEM NEUESTEN SASCHA-MONUMENTALFILM „SALAMMBO“ A 1925
REGIE: Pierre Maradon FORMAT: 35 mm, stumm, s/w LÄNGE: 1,92 Minuten

SZENENBILDER AUS DEM SASCHA-GROSSFILM „
DAS SPIELZEUG VON PARIS“ A 1925
REGIE: Michael Kertesz FORMAT: 35 mm, stumm, s/w LÄNGE: 3,51 Minuten

KLEIDER MACHEN LEUTE A 20er-Jahre
AUFTRAGGEBER: Wiener Modell-Gesellschaft AUFNAHMEN: Eduard Borsódy DARSTELLER: Leopold Niernberger, Marta Ritzi, Hans Niernberger FORMAT: 35 mm, stumm, Viragen LÄNGE: 11,4 Minuten

HERR UND FRAU STOCKHOLM S 1921
AUFTRAGGEBER: P.U.B. (Großkaufhausbesitzer Paul U. Bergström) REGIE: Capt. Ragnar Ring PRODUKTION: Hasse W. Tullbergs DARSTELLER: Greta Lovisa Gustafsson (= Greta Garbo), andere Modelle sowie Angehörige des Kaufhauspersonals FORMAT: 35 mm, stumm, s/w LÄNGE: 2,6 Minuten KONSUMENTENVEREINIGUNG VON STOCKHOLM UND UMGEBUNG S 1922 AUFTRAGGEBER: Konsum REGIE: Capt. Ragnar Ring PRODUKTION: A.B. Fribergs Filmbyra DARSTELLER: Greta Lovisa Gustafsson (= Greta Garbo) und andere Berufsschauspielerinnen der Werbebranche FORMAT: 35 mm, stumm, s/w LÄNGE: 1,58 Minuten

DIE MODEBERATUNG (Kurier-Werbefilm) A 1957
REGIE: Otto Ambros PRODUKTION: Blaschko, Linz DARSTELLER: Heinz Conrads, Fritz Heller FORMAT: 35 mm, Lichtton, s/w LÄNGE: 1,72 Minuten

ER, SIE UND DAS WUNDER A 1934
PRODUKTION: Filmdienst Dr. Böhm FORMAT: 35 mm, Lichtton, s/w LÄNGE: 2,08 Minuten

DIE SPHINX BEI DER MORGENTOILETTE
A 30er-Jahre
PRODUKTION: Dr. Hans Ludwig Böhm FORMAT: 35 mm, Lichtton, s/w LÄNGE: 2,26 Minuten



 
SALAMMBO
 
Sauber, schön und mütterlich“. Frauenbilder im Werbefilm 1920–1959
Historische Werbefilme
Der potentielle Kunde soll im Laufe des Tages zumindest einmal mit unserer Werbebotschaft konfrontiert werden. Über ein Inserat in der Morgenzeitung, über einen Radiojingle, ein Plakat oder eine Infoscreen-Anzeige beim Autofahren, ein Banner beim Surfen im Internet, eine persönliche Nachricht in der Mailbox, eine Wurfsendung im Briefkasten oder über einen Fernseh- oder Kinospot am Abend ...
... eine Vorgabe, die Marketingleiter Tag für Tag ausgeben – und die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr Ziel erreichen, ist aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten der Werbeprojektion und -sendung einigermaßen groß. Mit der Erfindung des Films am Ende des 19. Jahrhunderts setzte die vollkommene Visualisierung und Ästhetisierung der Warenwelt ein, die das 20. Jahrhundert prägen sollte. Sucht man nach den Anfängen des Werbefilms im deutschsprachigen Raum, so stößt man auf einen Pionier der Filmindustrie. Oskar Messter produzierte neben Spiel-, Kulturfilmen und Wochenschauen auch Werbefilme. Der erste belegbare Werbefilm BADE ZU HAUSE ist auf das Jahr 1896 datiert und wurde von Messter in Szene gesetzt. Ein absoluter Luxusartikel dieser Zeit, eine hauseigene Badeeinrichtung – die „Wellenbadschaukel“ –, wurde mit dem exklusivsten Werbemittel dieser Tage beworben. Dem Genre selbst verhalf aber erst Julius Pinschewer zu einer massenhaften Verbreitung. Er gilt als Begründer der Werbefilmbranche. Pinschewer erkannte die gestalterischen und geschäftlichen Chancen des neuen Werbemittels und eröffnete 1910 in Berlin die erste Werbefilmproduktionsfirma im deutschsprachigen Raum. Seine Idee, Filmstreifen für die Werbung zu nutzen oder, wie er selbst es ausdrückte, „Schutzmarken und Plakate mit Hilfe des Films zum Leben zu erwecken“, ließ er sich patentieren. Das „lebende Plakat“, wie Pinschewer den Werbefilm nannte, warb künftig für Waren aller Art: Nahrungs- und Genussmittel, Gebrauchsgegenstände, Hygieneartikel, technisch modifizierte Maschinen und Elektrogeräte. Dabei legte man immer mehr Wert auf die Originalität, die Unverwechselbarkeit und die markante Platzierung von Produkt, Marke und Signet. Die Werbefilme hatten oftmals eine kleinbürgerliche Optik. Besonders wenn Massenartikel und alltägliche Gebrauchsgegenstände beworben werden sollten, orientierte sich die Reklame an dem „kleinen Mann“ und an der „kleinen Frau“. Man setzte auf kurze, amüsante Geschichten mit phantasievoll umgesetzten Werbebotschaften. Daraus ergab sich eine Nähe zur Bildergeschichte und zum Trickfilm, der das Genre immer stärker dominierte. Die Animation ermöglichte es, auch einzelne Marken und Produkte zu personalisieren und als lebendige Figuren im Film auftreten zu lassen (so etwa der „Vampyr-Staubsauger“ oder der „Erdal-Frosch“). Farbe und Ton eröffneten den Werbefilmern ab Ende der 1920er-, Anfang der 1930er-Jahre neue Möglichkeiten, Stimmungen und Emotionen wiederzugeben. Man suchte nach einprägsamen, möglichst singbaren Melodien, die einen Wiedererkennungseffekt haben und eine Identifikation mit dem Produkt oder der Marke ermöglichen. Das Abstimmen von Musik, Geräuschen, Zeichnungen, Tricks und Bewegungsabläufen stellte für die Werbefilmmacher eine besondere Herausforderung dar, beflügelte aber auch deren Phantasie und Experimentierfreudigkeit. Dem daraus resultierenden avantgardistisch gestalteten Werbefilm wurde im Nationalsozialismus Einhalt geboten. „Sauber, anständig und deutsch“ sollte der nationalsozialistische Werbefilm sein. Für avantgardistische Tendenzen hatte man nichts übrig. Kreative jüdische Werbefilmer wurden verfemt, vertrieben und verfolgt. Auch inhaltlich musste sich der NS-deutsche Werbefilm umorientieren. Statt Konsumenten zu werben, sollten Verbraucher gelenkt werden. Viele Artikel waren bereits Mangelware, und die Bevölkerung hatte den sorgfältigen und sparsamen Umgang mit Gebrauchsgegenständen und Lebensmittel zu erlernen. So wurde vor allem destilliert und konserviert, und der Einsatz von Ersatzstoffen propagiert. Werbung für nicht mehr verfügbare Waren musste im Krieg eingestellt werden, um nur ja kein „böses Blut zu erregen“ (Zitat Goebbels-Tagebücher, 11. Oktober 1941). Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt der Mangel an. Erst langsam im Zuge des Wiederaufbaus waren wieder Waren verfügbar und die Werbefilmproduktion neuerlich gefragt. Für neue technische Geräte brauchte man Filme, die als Gebrauchsanweisung fungierten. Es wurden verstärkt „Realfilme“ (Filme, die ein „reales“ also kein „Trickbild“ wiedergeben) eingesetzt. Sie waren zudem billiger als die aufwendig gestalteten Animationsfilme. Berühmte Persönlichkeiten und „Experten“ präsentierten neue Produkte und bewarben deren Qualität. Neben amerikanischen Produkten, die verstärkt auf den österreichischen Markt drängten, konnten aber auch alte, traditionell österreichische Markenprodukte erfolgreich beworben werden.
 
Sauber, schön und mütterlich“. Frauenbilder im Werbefilm 1920–1959
Bestimmte Produktgattungen wurden über Jahrzehnte prototypisch der Frau zugeordnet. Mit Mode, Kosmetika, Hygieneartikeln, Lebensmitteln, Haushaltsgeräten, Babynahrung und Babypflegeprodukten umwarb man die potenzielle und tatsächliche Ehefrau, Hausfrau und Mutter. Vergleichsweise selten, und dann fast ausschließlich auf Plakaten, durfte eine laszive, mondäne Frau in Erscheinung treten und etwa für Zigaretten werben. Und selbst wenn für Mode oder Kosmetika geworben wurde, bevorzugte man im Werbefilm den eher bürgerlich konservativen Frauentyp. Tatsächlich hatte sich die Rolle der Frau gegen Ende des 19. Jahrhunderts vor allem in der Arbeitswelt bereits stark verändert. Die wirtschaftliche Not breiter Bevölkerungskreise forderte den Mitverdienst der weiblichen Familienmitglieder. Viele Unternehmer setzten bevorzugt Frauen, die als billige Arbeitskraft galten, in ihren Industriebetrieben ein. Dass somit der weibliche Alltag neue Formen annahm und neue Erfordernisse hervorrief, erkannten so manche Produkthersteller. Die Firma Maggi etwa brachte Fertig-Bouillons als Kapseln und Würfel auf den Markt, um den berufstätigen Frauen eine billige und schnelle Nahrungszubereitung zu ermöglichen – frei nach dem Motto: „Wer schneller arbeitet, muss auch schneller essen.“ Trotzdem blieb das grundlegende Frauenbild in der Werbung mit wenigen Abstrichen erhalten. Der filmische Blick auf die Frauen war immer ein männlicher, und dieser orientierte sich an traditionellen Vorstellungen. Emotionell, hingebungsvoll, mütterlich und opferbereit sollte die Frau sein, um einem tradierten Weltbild zu entsprechen und ein idyllisches Familienleben zu gewährleisten. Die in Faszination Filmarchivierung präsentierten historischen Werbefilme der Jahre 1920–1959 zeigen diese weiblichen Klischees in all ihren Facetten:
Im Film KLEIDER MACHEN LEUTE wird klar vorgeführt, dass die Ehefrau stets auf ihre Attraktivität zu achten hat, denn ewig lockt das „andere“ Weib. Der Ehemann ist ansonsten versucht, mit einer gut gekleideten Unbekannten zu flirten. Erst ein neu erworbenes Kleid der Gattin macht sie für ihren Mann wieder begehrenswert. Es handelt sich bei diesem rot-gelb viragierten Film um ein besonders wertvolles Dokument aus den 20er-Jahren. Die Szenerie spielt im Wiener Stadtpark und im Türkenschanzpark.
Dem Thema „Wie kleidet sich eine modebewusste Frau“ widmet sich auch der Film MODEBERATUNG (Heinz Conrads berät Fritz Heller hinsichtlich eines neues Kleides für dessen Frau).
Die blutjunge Greta Garbo (Greta Lovisa Gustafsson) beweist in den Produktionen HERR UND FRAU STOCKHOLM und KONSUMENTENVEREINIGUNG VON STOCKHOLM UND UMGEBUNG, wie modern und elegant sich eine junge Frau zu kleiden weiß.
In ER, SIE UND DAS WUNDER zeigt sich, dass in Modefragen die Frau als Expertin gilt. Als praktisch denkende Gattin erklärt sie ihrem Mann einfach, verständlich und überzeugend die Vorteile von „Eterna-Hemdkrägen“.
Körperpflege ist ein absolutes Muss für jede „Frau“ – und so auch für die Sphinx in DIE SPHINX BEI DER MORGENTOILETTE. Das blanke Entsetzen ergreift sie bei dem Zustand ihrer Zähne. Zu einem strahlenden Lächeln verhilft ihr letztlich „Kolynos-Zahnpasta“.
Für Ordnung, Sauberkeit und Hygiene hat jede Hausfrau zu sorgen. Obwohl diese Aufgaben der Werbung zufolge in „ihrer Natur“ liegen, braucht sie doch zuweilen eine belehrende Einweisung, wie Staub und Schmutz am besten bekämpft werden können. Kämpferisch soll die Frau ja eigentlich nicht sein, darum ist wohl ein behutsames Heranführen an die Thematik vonnöten.
Eine Erleichterung im Haushalt soll DER RETTER, der Vampyr-Staubsauger, bringen. Er hilft dem Dienstmädchen dabei, den Schmutz „hygienisch“ zu entsorgen und die Wohnung „bakterienfrei“ zu machen. Dieser viragierte Werbefilm aus den 20er-Jahren ist eine besonders schöne Produktion von Julius Pinschewer. Richtig waschen will gelernt sein, das erfährt eine junge Frau in GROSSE WÄSCHE, KLEINE WÄSCHE. Bei jedem Waschgang geht ihr die Wäsche ein. Tatsächlich fehlt ihr nur das richtige Waschmittel – „Sanfor“.
Die letzten drei Filme dieser Reihe sind Produktionen des nationalsozialistischen Deutschland. Krieg und Mangelware werden hier greifbar. Der Werbefilm FEWA zeigt das von Henkell personifizierte Wäschermädl Johanna. Fleißig arbeitet sie von 1939–1942 gemeinsam mir ihren Kolleginnen an der Erfüllung ihrer Kriegsaufgabe: der Produktion von Feinwaschmittel. Johanna tritt vor und spricht die Hausfrauen im Publikum an: „Weg mit den Sorgen, verliert nicht den Mut!“ Fewa wird erst wieder erzeugt, wenn die Kriegsaufgabe erfüllt ist. Bis dahin soll das neutrale Feinwaschmittel verwendet werden, dass für jede Wäsche und Kleidung geeignet sei. Die patriotische Johanna verabschiedet sich. Welche sorgsame Behandlung die FEINWÄSCHE erfordert, wird schließlich im gleichnamigen Film der nationalsozialistischen Hausfrau erklärt. In Zeiten von Entbehrung und Mangel wurde im Nationalsozialismus verstärkt für Ersatzstoffe geworben. Unter Zuhilfenahme von wissenschaftlichen Erkenntnissen klärte man über die Vorzüge der Ersatzprodukte auf und versuchte auf diese Weise, offensichtliche Defizite zu verdecken. So nahmen auch Reklamefilme für industriell hergestellte Kindernahrungsmittel einen neuen Stellenwert ein. Unter diesem Aspekt ist auch der Film DIE GUTE MUTTER zu sehen. Zwei deutsche Frauen unterhalten sich in ihrer „angestammten Rolle als Mutter“ über das Wachsen und Werden ihrer Kinder und bewerben die Vorzüge von „Pauly’s Nährspeise“.
(Karin Moser)
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