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 justizpalast


Der Brand des Justizpalastes in Wien (1927)





PRODUKTION: Gustav Mayer KAMERA: Rudi Mayer LÄNGE: 280 Meter FORMAT: 35 mm, Vollbild, s/w, stumm, deutsche Zwischentitel LAUFZEIT: 11 Minuten (22 B/Sek.)
Sie liegen wie dunkle Flecken am Platz, die Erschossenen des 15. Juli 1927. Eine filmische Einstellung, in der Geschichte gerinnt. "Es war eines von jenen nicht zu häufigen öffentlichen Ereignissen, die eine ganze Stadt so sehr ergreifen, daß sie danach nie mehr dieselbe ist", schreibt Elias Canetti.
Die Filmaufnahmen beginnen spät. Die Ereignisse sind kulminiert, das Ungeheure und Unerwartete ist bereits geschehen. Die ersten Bilder des Films gehören nicht den Menschen, sondern dem Gebäude. Die Fenster des Justizpalastes sind zerschlagen, Rauch dringt heraus. Im Filmdokument soll Sachlichkeit vorherrschen. Ein Satz war den Bildern vorangestellt: "Anläßlich des Urteilsspruches im Schattendorfer Prozeß fanden in Wien Demonstrationen statt, die kaum zu denkenden Umfang annahmen." Die Lakonik dieses Zwischentitels klammert Wissen aus und verweigert sich der Dynamik des Vorausgegangenen. Mayers Aufmerksamkeit gilt dem Repräsentativen und denjenigen, die es verkörpern: den Vertretern des Staates. Nach der Architektur kommen die Menschen. Eine aufgeregte Menge, die sich auf der Straßenkreuzung am Justizgebäude versammelt hat und ständigen Zustrom erhält, ist zu sehen. Die Kamera wahrt Distanz, sucht die Übersicht. Der Menge wird keine Geschichte gegeben, lediglich ihre Funktion in der momentanen Dramatik benannt. Sie hindere die Feuerwehr am Löschen, vermerkt ein Zwischentitel. Der folgende gibt sich betont nüchtern. Die historische Sprengkraft seines Inhalts ist ihm kaum abzulesen. "Die Polizei schreitet zur Räumung der Umgebung des brennenden Gebäudes. Wobei sie von der Schußwaffe Gebrauch macht." Die Bilder erzählen vielschichtiger. Die Menschen bersten auseinander, über ihnen dunkle Rauchschwaden. Ungeordnet und ohne Lenkung suchen sie Fluchtwege. Ein improvisierter Ansatz, Barrikaden zu errichten. Unbewaffnete Schutzbündler versuchen zu vermitteln, eine Isolierschicht zwischen der Polizei und den Demonstrierenden zu bilden. Sie werden zum bevorzugten Ziel der Schützen. Viele Personen bleiben liegen, verwundet oder tot. Elisabeth Büttner/Christian Dewald
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